25 Jahre CCW - „Keine Nerds im dunklen Keller“

Computer-Club-Weinheim feiert 25-jähriges Jubiläum / Überraschungsgast Franz Kain 

Weinheim. Franz Kain nimmt lieber Block und Stift. „Computer werden total überschätzt“, hat er festgestellt. „Sie stürzen immer dann ab, wenn ich etwas abspeichern will.“ Der Spitzklicker, dem die Woch' nicht genug ist, hat für solche Erkenntnisse genau das richtige Publikum. Als Überraschungsgast tritt er beim 25-jährigen Jubiläum des Computer-Club-Weinheim (CCW) in der Stadtbücherei auf.


Dass die Menschheit „trotz Computer immer weniger Zeit“ hat, das haben natürlich auch die Jubiläumsgäste längst festgestellt. Doch die Zeit, Franz Kain eine Stunde zu lauschen, nehmen sie sich gern. Denn der Kabarettist hat in Sachen neuer Technik eine Menge auf Lager, das nicht nur zum Lachen reizt, sondern auch zum Nachdenken bewegt. So mokiert er sich über die Jugendlichen, die twittern, simsen, chatten und liken – aber kein Buch mehr lesen können: „Das scheitert schon am Blättern, weil sie die Seiten wegwischen wollen.“


Dass der Computer vor der älteren Generation nicht halt macht, hat Kain aber ebenfalls festgestellt. So habe sich sich kürzlich bei einer Veranstaltung „der halbe Saal mit über 60-Jährigen“ als Facebook-Nutzer geoutet. „Was schreiben die denn da rein“, fragt sich der Kabarettist: „Gebiss wieder gesichtet, heute mit Rollator unterwegs, oder was?“ Schließlich kommt Kain, der es mit einem Quantum Quellmänner schon mal allein zu Haus aushält, aber zu dem Fazit: „Die Menschen lechzen nach Mitmenschen. Leibhaftig, nicht virtuell.“


Dem kann Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard nur zustimmen. An Computern schätzt er zwar „Beständigkeit und Verlässlichkeit“. Aber falls es zu Problemen komme, wünsche er sich „als Ansprechpartner Menschen aus Fleisch und Blut“. Genau die hat er beim CCW gefunden: „Das sind keine Nerds, die im karierten Hemd im dunklen Keller vorm Computer sitzen und spielen.“ Von Anfang an sei es das Ziel des CCW gewesen, Wissen zu vermitteln. „Damit ist der Club in Weinheim auch Teil unserer Bildungslandschaft“, lobt das Stadtoberhaupt.


Dass der CCW in Weinheim fest verankert ist, hebt auch Vorsitzender Gregor Herb hervor. Er erinnert an die wechselvolle Geschichte, die den Verein nach mehreren Provisorien schließlich in die Weinheimer Uhlandschule führte. Dort ist er mit eigenem Clubraum seit 1999 beheimatet. In den gesamten 25 Jahren, so Herb, „sind wir der Tradition treu geblieben, Wissen weiterzugeben“. Das begann nach dem ersten Treffen in der Burg Windeck zunächst mit dem Meinungsaustausch im kleinen Kreis, bald folgte die Anschaffung eines ersten Club-PCs. Inzwischen verfügt der CCW über zwölf hochmoderne, vernetzte PC-Arbeitsplätze und deckt ein breites Spektrum an Schulungen ab.


Groß geschrieben wird dabei die Jugendarbeit, unter anderem gibt es in Frühjahr Lego-Mindstorms-Kurs und Programmier-Seminare in Zusammenarbeit mit der Kinderakademie. Als Meilenstein in der Entwicklung des CCW sieht Gregor Herb aber auch die Gründung des Computer-Frauen-Treffs CFT 1997. Die Frauen, die inzwischen fast die Hälfte der rund 300 Mitglieder ausmachen, knüpften neben vielen anderen Aktivitäten auch Kontakte zum Frauen-Computer-Club Bonn. Und zwar genau so, wie es Franz Kain empfohlen hat: „Leibhaftig, nicht (nur) virtuell.“